Mit dem Weihnachtsfest sind in vielen Familien besondere Erinnerungen verknüpft. Renate Schoof erzählt von großen und kleinen Weihnachtswundern, von Liebe und Nähe zwischen Großeltern und Enkeln, aber auch davon, wie Menschen mit dem Alleinsein ihren inneren Frieden machen. Die herzerwärmenden Geschichten in diesem Buch ermöglichen Einsichten, die im Alltag des Lebens oft untergehen, und laden dazu ein, die Advents- und Weihnachtszeit noch einmal neu wertzuschätzen. Zahlreiche stimmungsvolle Illustrationen verleihen dem Buch einen ganz eigenen Zauber. Die passende Lektüre für gemütliche Winterabende und eine charmante Geschenkidee zu Weihnachten.
Das neu erschienene bezaubernde und aufwendig schön illustrierte Buch von Renate Schoof erzählt Advents- und Weihnachtsgeschichte(n) von Menschen des vergangenen Jahrhunderts bis heute: von Liebe und Nähe zwischen Großeltern und Enkeln in guten und in schweren Zeiten, von Menschen, die mit dem Alleinsein leben, von besonderen Erinnerungen an Krieg und Frieden und von Geschenken, die nicht in Geld gemessen wurden, sondern immateriell glücklich machten. Erlebnisse von »Weihnachtsgefühlen« und Erwartungen zum Fest der Liebe in verschiedenen Facetten regen zur eigenen Reflexion zum weihnachtlichen Fest der Liebe und »Frieden auf Erden« an.
Die sprachlich berührenden Erzählungen werden durchgängig von dekorativen Illustrationen begleitet, die Emotionen wecken, Textinhalte veranschaulichen, verstärken und die Seiten visuell meisterhaft auflockern.
Ein Märchenbuch gelebten Lebens für Jung und Alt, das zum Innehalten einlädt.
Der Titel klingt etwas konventionell, aber der Inhalt ist durchaus zeitgemäß. „Ein Jahr ohne Weihnachten ist wie eine Woche ohne Sonntag“. So oder ähnlich lautete vor langer Zeit der Titel eines Artikels in der „Deutschen Volkszeitung“, einer linken Wochenzeitung. Daran musste ich beim Lesen von Renate Schoofs neuem Buch denken. Mit ihren Erzählungen erlaubt sie einen eigenen und anderen Blick auf den – als ein Hochfest des Konsums missbrauchten – „Heiligen Abend“ und die beiden freien Tage danach. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven wird von Geschehnissen berichtet, die sich so wohl nur in der Adventszeit und zwischen dem 24. und 26. Dezember ereignen können. Zum Beispiel lässt uns „Der Weihnachtsapfel“, eine der eher leisen Geschichten, an einem Heiligen Abend in einer Handwerkerfamilie um 1910 teilhaben, an dem ein Apfel zu einem lebensrettenden Wunder beiträgt.
Als ein Wunder kann auch der, nur über die Feiertage währende, Frieden bezeichnet werden, als deutsche und englische Soldaten 1914 an der Front für zwei Nächte und zwei Tage die Waffen niederlegten, um für ein paar Stunden gemeinsam Weihnachten zu feiern und am 1. Feiertag miteinander Fußball zu spielen. Es wurde damals sogar in Zeitungen davon berichtet. Daran, dass der Krieg danach noch Jahre weiterging und unzählige Opfer forderte, konnte diese menschliche Geste nichts ändern. Doch gerade in dieser Geschichte wird die weihnachtliche Friedensbotschaft „Friede auf Erden“ spürbar, wenn Menschen sich, berührt von etwas Unsagbarem, der Tötungsmaschine Krieg entziehen konnten, um zu merken, dass „auf der anderen Seite“ ebenso in den Krieg geschickte, eigentlich ganz normale, freundliche, kameradschaftliche Männer im Schützengraben liegen, die lieber miteinander Fußball spielten als aufeinander zu schießen.
Renate Schoof gelingt es in dieser Geschichte, das historisch verbürgte Geschehen ins Private zu holen als etwas, dass das Leben eines Ururgroßvaters verändert hat. Geprägt von dem Ereignis, hatte er – auch nach dem Zweiten Weltkrieg – Brieffreundschaften mit Gleichaltrigen in den ehemaligen „Feindesländern“ gepflegt, mit Niederländern, Engländern und Veteranen in der damals noch existierenden Sowjetunion.
In weiteren Geschichten geht es auf andere Art „dramatisch“ zu. Etwa wenn Daniels Katze ausgerechnet am Nachmittag des Heiligabends verschwunden ist, aber gerade dadurch ohne viel Aufhebens ein Kriegsbeil begraben werden kann und Frieden unter den Familienmitgliedern möglich wird. Oder wenn in der Nacht vor dem 24. Dezember die Heizung ihren Dienst versagt und damit die letzten Vorbereitungen einer berufstätigen Mutter, die ihre schon fast erwachsener Kinder zum Fest erwartet, durcheinanderbringt. Manchmal sind es gerade diese kleinen „Katastrophen“, in denen Zusammenhalt, Zugewandtheit und Liebe spürbar wird und die aus der gefühlten Not heraushelfen.
Einige der Geschichten spielen in der Nachkriegszeit und den 1950er-Jahren unter Menschen, die froh sind, den Krieg zumindest physisch einigermaßen heil überstanden zu haben. Zweieinhalb freie Tage waren für hart arbeitende Väter eine willkommene Pause vom Alltag.
Für die Mütter und Großmütter waren und sind die Weihnachtstage und die Vorbereitungen darauf eher mit besonderer Anstrengung und Belastung verbunden. So auch in der Titelgeschichte, die Einblick in die Sorgen einer kleinen Familie – bestehend aus Großmutter, ihrer Tochter und zwei Vorschulkindern – gibt. Alltagshelden, die mit Liebe und Verbundenheit dem materiellen Mangel, der ihren Alltag bestimmt, ein richtiges, wunderschönes Weihnachtsfest abtrotzen.
Das Buch enthält berührende Weihnachtsgeschichten und Erzählungen zum Jahreswechsel. Es schließt mit einem Januarabend in Worpswede, dem Künstlerdorf in der Nähe von Bremen, wo der Künstler Heinrich Vogeler lebte, der sich für die revolutionäre Arbeiterschaft engagierte und im Januar 1918 einen Friedensappell an Kaiser Wilhelm II. schrieb.
In Renate Schoofs Geschichten, steckt immer auch Geschichte, das macht sie lesenswert, durchaus auch außerhalb der Weihnachts- und Adventszeit und für Menschen, die Weihnachten nicht feiern. Man kann Abtauchen aus dem Dunkel unserer Tage, um Kraft zu schöpfen – auch am Beispiel der kleinen und großen Alltagsheldinnen und Helden, die uns in den „erlebten Geschichten“ nahegebracht werden.
Das durchgehend illustrierte und aufwendig gestaltete Buch (sehr schön mit Lesebändchen) wärmt das Herz und macht die Welt etwas heller. Ich denke, es hat sogar die Kraft, Menschen zu trösten, die sich am Heiligen Abend besonders allein fühlen.
Beate Grazianski (2.11. in der Neuen Rheinische Zeitung-online erschienen)