Die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin, Kübler-Ross, entwickelte 1969 eine Theorie zur Trauerbewältigung. Dabei identifizierte sie fünf Phasen. Das Modell bezog sich anfänglich auf todkranke Menschen. Kübler-Ross beschrieb damit die verschiedenen Stufen der Bewältigung des eigenen Sterbens. Heute erklärt die Theorie auch die Phasen, die ein Mensch nach einem Todesfall in der Familie oder im Freundeskreis durchläuft. Das Modell ist zudem auf andere Schicksalsschläge anwendbar. So können Menschen beispielsweise nach dem Ende einer Beziehung trauern.
1. Phase: Das Verdrängen
Die erste Zeit nach dem Schicksalsschlag wird von einer Art Schockzustand dominiert. Der trauernde Mensch möchte den Verlust nicht wahrhaben und verleugnet ihn. Er will und kann nicht akzeptieren, dass ein geliebter Verwandter oder Freund verstorben ist. Er hält die Tatsache für unmöglich oder glaubt, dass es sich dabei um eine Verwechslung handelt.
2. Phase: Die Wut
Nach einiger Zeit gelingt es dem Trauernden, den Verlust hinzunehmen. Er realisiert, dass der Verstorbene nicht mehr auf dieser Welt weilt. Darauf reagiert er mit Wut. Er sucht einen Schuldigen für das Geschehnis und macht sich selbst oder anderen Vorwürfe. Häufig richtet sich die Wut gegen die zuständigen Ärzte, Schwestern oder ganze medizinische Einrichtungen. Der Trauernde ist überzeugt davon, dass jemand einen Fehler gemacht oder er selbst zu spät reagiert hat. Das Gefühl der Wut in dieser Phase ist aber nicht nur negativ. Es befreit den Trauernden aus seiner Hilflosigkeit.
3. Phase: Das Verhandeln
Während dieser Phase möchte der Trauernde das Schicksal abwenden. Das Verhandeln ähnelt in gewisser Weise dem Verdrängen aus der ersten Zeit nach dem Verlust. Der Trauernde meint, dass er an der Situation durch eine bestimmte Handlung etwas ändern könnte. Er erlebt den Schicksalsschlag als so etwas wie eine Strafe für schädliches Verhalten. In dieser Zeit nimmt er sich beispielsweise vor, sich ab jetzt immer gesund zu ernähren. Häufig mündet das Verhandeln in einen Erschöpfungszustand. Der Trauernde ist starken Gefühlsschwankungen unterworfen, vergesslich oder nervös.
4. Phase: Die Verzweiflung
Jetzt begreift der Trauernde den Verlust. Er reagiert mit Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, verändertem Essverhalten oder sozialer Isolation. Depressionen treten in dieser Phase nicht selten auf. Auch mit dem Tod des geliebten Menschen einhergehende Herausforderungen wie finanzielle Belastungen werden erkannt.
5. Phase: Die Akzeptanz
In der letzten Phase der Trauer schließt der Betroffene schließlich Frieden mit seinem Schicksal. Sie markiert daher einen Wendepunkt. Häufig führt der Trauernde eine Art Abschlussritual durch. Er wirft beispielsweise Besitztümer des Verstorbenen weg oder zündet Kerzen für diesen an.
Kommentare zu diesem Thema
- Noch kein Kommentar vorhanden -
zurück zur Liste
Kommentar schreiben